Freitag, 27. April 2012

Pilgertagebuch






1. Tag
05./06.04.2012 Anreise Bremen - Genf - Neydens

Die Bahnfahrt von Bremen über Hannover und Basel nach Genf verlief reibungslos und ohne nennenswerte Verspätungen. Die Anschlüsse waren recht zeitnah, sodaß ich eine Angenehme Anreise hatte. 

Im Morgengrauen sehe ich, daß mich die Schweiz bedeckt und recht kühl empfängt.

 Gegen 10:00 Uhr komme ich in Genf an und beschließe nach einem kurzen Stadtrundgang die erste Etappe noch heute in Angriff zu nehmen.

Ich freue mich immer, wenn ich die Städte verlassen und den Jakobsweg genießen kann.

So fällt der Stadtrundgang recht dürftig aus und reduziert sich auf die Führung des Jakobsweges von der Kathedrale durch die Altstadt, hinaus aus Genf

Der Weg führt durch Genf und einige Vororte auf Asphalt, bis nach Compesières. Ab hier geht es auch auf einigen Naturpfaden entlang zur französischen Grenze, die durch einen rot-weißen Schlagbaum markiert ist, den man einfach umgeht. Und schon steht man in Frankreich.
Zartes Grün und Gelb zeigt sich bei Compesières, wo sich ein ehemaliges Hospiz des Malteserorden befindet.
Die Ancienne Commanderie de Compesières ist eigentlich eine mittelalterliche Burg die im 15. Jh. umgebaut wurde. Pilger fanden hier früher Unterkunft und Hospiz.
Das Landschaftsbild ist reizvoll und interessant hier. Es hat immer wieder schöne Rückblicke zurück nach Genf und auf entfernte, schneebedeckte Berge.

Erste Hänge mit Weinreben ziehen vorüber. Alles ist noch kahl und nur vereinzelt zeigen sich erste Zeichen des Frühlings.

Die Via Gebennensis ist ausgezeichnet mar-
kiert. Einerseits mit den gelben Muschel-Strahlen auf blauem Grund, sowie mit dem
rot-weißen Balken des Weitwanderweges
GR 65.
Ein Verlaufen ist praktisch unmöglich, wenn man auf die Zeichen gelegentlich achtet.



Dies ist der Campingplatz La Colombière, in Neydens, wo ich
mutig mein Zelt aufgeschlagen habe. Das hat prima geklappt und ich belohne mich mit 2 Flaschen Heinecken-Bier aus der Rezeption. Trotzdem ich nur ca. 15 km gelaufen bin, schmerzen meine Oberschenkel ein wenig. Aber es geht mir gut.


Das Croix de Pierre ist so eine Art Wahrzeichen desd kleinen Ortes und steht vor der Église St.-Laurent.

Ich schlendere durch den Ort und frage mich nach einem Supermarkt durch, da es auf der morgigen Etappe, bis Frangy, keine Einkaufsmöglichkeit geben soll.

Außerhalb des Ortes, an seiner Periferie, finde ich ein großes Einkaufszentrum. Es hat geöffnet und ich versorge mich mit Proviant für den Abend und den morgigen Weg.

2. Tag
07.04.2012 Naydens - Frangy

 Nachts hat es ausgiebig, ja fast durchgängig geregnet. Das Zelt hat dichtgehalten, musste allerdings feucht verstaut werden.

Kurz hinter Naydens gibt es noch eine Möglichkeit an deiner kleinen Tankstelle zu frühstücken und etwas einzukaufen.
Die Weiler und Dörfer, wie hier Beaumont, wirken teilweise wie ausgestorben morgens um kurz nach 09:00 Uhr.

Ein netter Ort mit alter Bausubstanz und der Église St-Etienne. Vor der Kirche steht eine Statue des heiligen Jakobus.
Es fängt leicht an zu regnen und ich bin froh, daß ich etwas geschützt in einem Wald laufen kann. Dort finde ich einen gut gelegenen Platz für eine kleine Rast. Es gibt eine Bank, Jakobsmuscheln an einigen Baumstämmen und auf einem Stein trohnt eine moderne Messingstatue des heiligen Jakobus aus dem Jahr 2000.
Wie man sieht, nimmt der Regen zu. Es ist Poncho-Time, aber ich bin guter Dinge, kenne ich solche Wetterspiele doch schon vom Camino Francés.
Bisher war ich immer alleine auf dem Weg. Am Nachmittag, vor Le Malpas, treffe ich auf die ersten Pilger, die ebenfalls auf der Via Gebennensis unterwegs sind.

Man trifft sich, tauscht sich etwas aus, geht wieder auseinander. Ein Jeder sein eigenes Tempo.
Eine hübsche Marienstatue in einem künstlichen Felsen, mit Mini-Tropfsteinhöhle begrüßt mich kurz vor Contamine-Sarazin.
Von Contamine-Sarazin aus sind es "nur" noch 1.826 km bis nach Santiago de Compostela.

Die Cascade de Borbannaz ist ein Wasserfall im Flüsschen Le Fornant. Der Fluss hat sich tief in das Gestein der Schlucht eingegraben und rauscht wild und recht ansehnlich zu Tal.
Leider läßt sich das Schauspiel von der alten Steinbogenbrücke schlecht im Foto festhalten.

Es regnet weiterhin den ganzen Nachmittag, bis ich endlich das Städtchen Frangy erreiche. Hier will ich dann wohl den heutigen Tag beenden, nachdem ich nach ca. 30 km doch ziemlich erschöpft bin.
Es ist zwar schon 18:20 Uhr, wie die Kirchturmuhr von Frangy anzeigt. Aber dennoch nehme ich mir die Zeit, in einer Bar im Zentrum erst einmahl einen Café aux Lait und 2 Bier zu trinken.

Ich frage Gäste nach dem Campingplatz und erhalte eine recht gute Beschreibung dorthin. Also in Ruhe austrinken und zum Nachtquartier "Camping Le Célestin" marschieren.

Ein altes Mütterchen empfängt mich und bedeutet mir, es sei doch wohl schon recht spät. Es ist etwa 19:30 Uhr und ich erhalte für die Nacht den Wohnwagen für Pilger angeboten. 15 € soll er kosten, hat eine Heizung, Licht und ein Bett. Das finde ich doch klasse, lege meinen Rucksack im Wohnwagen ab und gehe mit der Platzwartin zur "Reception" des Platzes, wo Mütterchen mir eine Flasche Bier anbietet und die 15 € abkassiert. Das Bier ist umsonst. Nach einer Dusche gehe ich in ein nahe gelegenes Restaurant, speise und trinke lecker Rotwein. Im Augenblick fühle ich mich fix und fertig und spiele schon mit dem Gedanken eine 2. Nacht hier zu bleiben.

3 Tag
08.04.2012 Frangy - Serrières en Chautagne

Das schlafen im Bett des Wohnwagens war erholsam und ich fühle mich ausgeruht. Gegen 06:00 Uhr trete ich vor mein "Mobilheim" und plane grob den Tag. Ich werde doch keinen Pausentag einlegen und loswandern bis - wahrscheinlich Seyssel.

Körperlich fühle ich mich so gar nicht wanderfit. Die Bänder/Muskeln in den Kniebeugen schmerzen hefig.
 Das Wandern ist heute morgen recht beschwerlich. Der Himmel ist zwar bedeckt, es ist kühl, aber immerhin regnet es nicht.
 
Der Weg führt heute in einem steten Auf und Ab hin zum Rhone-Tal. Es geht durch kleine Dorfer und Weiler, vorbei an Flächen mit Ackerbau, Viehweiden und auch Weinanbau.
Schlimmer als die Anstiege sind die teilweise höllischen Abstiege auf unbefestigten Stein-, Schotter- und Waldwegen.

Vor dem Ort Les Côtes zweigt eine Weg-Variante rechts ins Tal hinab und somit nach Sayssel.
Immer wieder bieten sich heute weite Ausblicke ins Rhone-Tal und schließlich auch auf Seyssel, welches in einem sehr steilen Abstieg erreicht wird. 
Seyssel scheint ein hübsches Städtchen. Es herrscht wenig Betrieb auf den Straßen - ist halt Mittagszeit. An einer etwas belebteren Straßenecke gönne ich mir einen Café in einer Bar.
Seyssel wird geprägt durch die Zweiteilung der Stadt an beiden Rhone-Ufern. Verbunden werden die beiden Stadtteile durch eine sehenswerte Hängebrücke aus dem Jahre 1838 mit der Statue Notre-Dame-du-Rhone.

Die Kirche der Stadt ist die L´église St Blaise. Mit ihren schönen Fenstern ist sie sicher einen Besuch wert.

 Leider finde ich in Seyssel keine freie Unterkunft. Das Hotel Beau Séjour ist "complet" und der Campingplatz noch geschlossen. Da heißt es also doch weiterziehen. Ich hätte gerne noch ein wenig eingekauft, aber die meisten Läden haben über die Mittagszeit geschlossen. So begnüge ich mich mit dem Proviant, den ich noch aus Frangy im Rucksack habe und gönne mir am Ufer der Rhone eine ausgiebige Rast.
Der weitere Weg ist sehr angenehm zu laufen, verläuft er doch 
großteils direkt am Ufer der Rhone entlang. Ich gehe vorbei an Wiesen und Weiden, Rebstöcken und Pferdekoppeln.

Nach links hat man immer wieder einen phantastischen Blick auf die Berghänge zum Montagne des Princes, Montagne du Gros Foug und anderne Gipfeln.

Da ich heute nicht mehr so sehr weit wandern möchte, beschließe ich ab Mathy widerum eine Variante zu laufen, und zwar über den Weinort Serrières en Chautagne, wo es ein Hotel geben soll.

Ich muß für heute einfach Schluss machen, denn immer noch merke ich, daß meine "Maschinerie" noch nicht so richtig in Gang kommt. Nach heute 24 km leiden meine Fersen, Waden und Hüfte.



Direkt an der Hautstraße des Ortes liegt die Auberge Chautagnarde, wo ich ein schönes Zimmer mit Dusche und Balkon erhalte.
Nachdem ich Wanderschuhe und Rucksack abgelegt habe, setze ich mich an die Straße und genieße den Nachmittag bei Bier, einer Zigarette und später einem Menue im Restaurant des Hotels.

4. Tag
09.04.2012 Serrières en Chautagne - Crémon


Zelten, Wohnwagen, Hotel. Die Qualität der Unterkünfte steigt. Ganz entgegen meiner eigentlichen Planung, ist an Zelten nicht so wirklich zu denken, da es nachts recht kalt und ungemütlich ist.
In der Nacht hat es wieder einmal reichlich geregnet, aber heute morgen ist es trocken, bei angenehmen Temperaturen. Und die Sonne zeigt sich später auch noch.


Ein schöner, abwechslungsreicher Weg heute. Weiterhin habe ich die Rhone regelmäßig im Blick, mal etwas abseits in den Hügeln, mal direkt am Ufer entlang.
Ich sehe reichlich Schwäne auf dem ruhig dahinfließenden Fluß und genieße den Tag in vollen Zügen.
Bei diesem Kiesstrand treffen die Variante von gestern und der Hauptweg der Via Gebennensis wieder aufeinander. Dort steht eine Bank für eine Rast und Hinweisschilder zeigen den Weg.
Bei einem Naherholungsgebiet vor Chanaz treffe ich auf den Étang Bleu, den blauen Teich. Hier gibt es eine Bar/Restaurant, abeer leider ist alles verrammelt und die Boule-Bahn liegt verlassen und still.
Hinter dem Étang Bleu, der heute gar nicht so blau leuchtet (schade), erheben sich Berge und Felswände.
Ich überquere den Canal de Savières und erreiche das kleine Städtchen Chanaz, das schon von weitem einen hübschen und gepflegten Eindruck macht.

An den Ufern des Kanals und im Ort selber tummeln sich Besucher, die den mittelalterlichen Ortskern genießen und reichlich in den zahlreichen Straßen-Cafés sitzen.

Gleich hinter dem Ortsausgang von Chanaz komme ich an einer alten Ölmühle vorbei. Es geht nun wieder steil bergauf bis auf eine Hochebene.


Es folgen offene Felder und schon größere Rebgärten.

Im Hintergrund erheben sich wieder Bergketten und ich habe häufig einen Blick auf den Dent du Chat (Katzenzahn), der sich markant und auffällig aus dem Höhenzug Montagne du Chat erhebt, der eine Höhe von fast 1.400m erreicht.

In Crémon, einem kleinen Dorf auf halbem Weg nach Yenne, möchte ich eigentlich den Tag für heute beenden, auch wenn es erst ca. 15:00 Uhr ist.

In der Gîte le Moulin frage ich nach einem Schlafplatz, werde jedoch informiert, daß ausgebucht sei. Da ich solche Reservierungen vorab nicht tätige, darf ich mich nicht wundern, abgelehnt zu werden.
Die Hausherrin der Gîte bietet mir jedoch eine Flasche kaltes Bier und einen Sitzplatz, für eine Rast, auf ihrer Terrasse an.

Ich nehme dankend an, setze mich auf die Terrasse, genieße mein Bier und eine Zigarette, als ein Mann mit einem Füllspachtel und Eimer daherkommt und mir bedeutet, daß evtl. doch noch ein Schlafplatz zur Verfügung stünde.

Es gibt eine große Wohnküche mit einer Doppel-Schlafcouch sowie ein Nebenzimmer mit 4 Betten. UND eine Dach-Koje.

Über eine Stiege in der Wohnküche ist diese Dachkammer zu erreichen. Das ist OK für mich und ich nehme dankend an, auch wenn ich heute erst 16 km gewandert bin und es wohl noch bis Yenne geschafft hätte heute. Aber, ich will mir keinen Stress machen und möglichst auf meinen Körper und mein Gefühl hören.

Im Laufe des Abends trifft ein Paar mit 3 kleinen Kindern ein und belegt das Nebenzimmer. Das französische Pärchen mit ihren Kindern habe ich am Vortage schon bei Mathy getroffen und überholt.

eines der Kinder spielt mit Tierfiguren, Pferden. Gerade ein solches Pferd habe ich heute mitten auf dem Weg stehen sehen und grad´ mal eingesteckt. Zu meiner Überraschung und Freude war es das verloren geglaubte Fohlen eines der Kinder. Das ist Camino, habe ich gedacht.

Um 19:30 Uhr treffen dann noch 2 Frauen ein, die die Schlafcouch in der Wohnküche belegen. Bei den beiden Damen handelt es sich um Silvi und Michaela aus Augsburg.  Ich habe sie ebenfalls schon einmal getroffen - am 2. Tag meiner Reise.

Es wird ein netter gemeinsamer Abend, mit einem Abendessen, serviert von unseren Gastgebern.

5. Tag
10.04.2012 Crémon - St. Maurice de Rotherense

Am Morgen treffen alle Pilger am Frühstückstisch zusammen und stärken sich für den Tag. Die Übernachtung mit warmer Abendmahlzeit und Frühstück kostet p.P. 35 €, wobei die Familie für die Kinder eine Ermäßigung erhält.
 Heute ist es mal wieder ein fröhliches Auf und Ab, aber landschaftlich hat diese Etappe absolut ihre Reize, ist abwechslungsreich und bietet immer wieder grandiose Ausblicke ins Tal der Rhone
Der Weinanbau nimmt zu, die Reben der Weingärten sind allerdings noch jung, die zarten grünen Blattknospen fangen gerade an, sich zu öffnen.


An der Chapelle St. Romain habe ich dann die Gelegenheit für eine ausgiebige Rast. Diese Stelle ist mit Bank und Tisch versehen und eine Übersichtstafel beschreibt dem interessierten Wanderer die umliegende Landschaft.

Hier treffe ich auch Silvia und Michaela wieder und wir verabreden uns schon mal gemeinsam bei Louis Revel zu übernachten, der den GîteLe Vernay, bei St. Maurice de Rotherence betreibt.

 Der Vormittag heute ist schön sonnig und milde, doch am frühen Nachmittag ziehen Wolken auf, der Wind nimmt zu und ich befürchte, es wird noch regnen.
In dem schmucken Städtchen Yenne, eine der größeren Städte auf der Via Gebennensis, verweile ich ein Wenig und gönne mir einen Café aux Lait.

Hinaus aus der Stadt geht es erst einmal kräftig den Berg hinauf zur Chapelle Notre Dame de la Montagne.

Zur Belohnung für die Plackerei des Anstieges habe ich mal wieder den weiten Blick ins Rhone-Tal.

Momentan ist es angenehm mild, sodaß sogar Eidechseneinen Platz an der Sonne suchen.
Aber nun geht die Plackerei so richtig los.
Aus steinigen/felsigen Naturpfaden geht es
fast 400 Höhenmeter bergauf.

Bis zum höchsten Punkt dieser Etappe sind es dann noch einmal 300 Höhenmeter.
An der Jagdhütte Botozel lege ich eine Rast ein, um mich vor dem einsetzenden Regen zu schützen und meine Wasserflasche aufzufüllen. Die Jagdhütte hat eine überdachte Terrasse und einen Wasserhahn.

Die Hütte selber ist jedoch verschlossen, aber man darf angeblich auf dem Gelände (Not-)Zelten. Wäre für mich wirklich reizvoll gewesen, aber leider regnet es sich ein, es kühlt merklich ab und der vorhandene Wasseranschluss  läßt mich auch im Stich, ist versiegt.

Doch bleiben kann ich nicht, auch wenn es schon nach 16:30 Uhr ist. Und so ziehe ich meine Schuhe wieder an und mache mich auf den weiteren Weg hinauf und hinauf. Auch die Aussicht ins Tal heitert mich nicht auf.

Ich will heute einfach nur noch ankommen.

Kurz hinter den Weiler Le Borgey treffe ich auf ein interessantes Steinkreuz. In einer kleinen Nische steht eine kleine Jakobusstatue und ich weiß, nun ist es nicht mehr weit bis nach St. Maurice de Rotherense.

Im Dorf endlich angekommen, erfahre ich allerdings, daß sich der Gîte Le Vernay außerhalb des Ortes auf einer Anhöhe befindet - noch einmal 600m bergauf.

Dort angekommen, werde ich von Louis Revel persönlich begrüßt. Erst bekomme ich ein Bier in die Hand gedrückt und werde aufgefordert, mich im Aufenthaltsraum etwas aufzuwärmen. Dort steht ein Heizofen - und wen finde ich dort vor ?

Die Augsburgerinnen Silvia und Michaela, die mir diese Herberge empfohlen haben. Hier nächtigen häufiger auch Pilgergruppen, und Louis Revel pflegt wohl guten Kontakt zum aufgsburger Pilgerstammtisch.

Louis ist echt ein natter, natürlicher Mensch. Er bereitet uns ein herzhaftes Abendessen, füllt uns mit Wein und Obstbänden ab, sodaß ich später keine Probleme mit dem Einschlafen habe.

Vor dem Schlafengehen schaue ich von einer Terrasse noch einmal ins Tal hinunter, kontrolliere den Trockenzustand meiner nassen Klamotten und begebe mich dann zur Nachtruhe. Silvia, Michaela und ich sind die einzigen Gäste heute.

Schlafe alleine in einem Raum mit 7 Betten. Herren und Damen werden hier getrennt untergebracht.


6. Tag
11.04.2012 St. Maurice de Rotherense - Vérou

Morgens erhalten wir von Louis Revel (ich nenne ihn Ludwig) lecker Kaffee und ein stärkendes Frühstück mit verschiedenen Sorten Marmelade. Dazu werden wir unterhalten von geistlicher Musik, die von einer CD des Augsburger Pilgerstammtisches stammt.

Louis drängelt ein wenig, denn er möchte uns noch seine kleine Kapelle zeigen und eine Andacht halten.
So begeben wir uns nach dem Frühstück ins Erdgeschoss der Herberge, um einen Raum zu besuchen, der die bisherige Geschichte der Herberge anhand vieler Fotos zeigt.

Von außen gleicht die Herberge einer "ewigen" Baustelle. An vielen Stellen wurde und wird anscheinend gebaut, erweitert, restauriert. Doch zu Ende gebracht scheint eher wenig.

 Die Kapelle ist schlicht und mit frischen Zweigen geschmückt. Louis hält eine kleine Andacht und wir singen "Ultreia".

Anschließend erläutert Louis uns noch die Bedeutung der hübschen kleinen Bleiglasfenster. Diese habe ich jedoch vergessen.


 Kurz vor 09:00 Uhr schickt Louis uns auf den Weg, aber nicht, ohne sich noch von mir ablichten zu lassen. Er ist ein freundlicher, liebenswerter und lustiger Gastgeber.
 Nachdem ich anfangs ers einmal einen falschen Abzweig genommen habe und ca. 2 km Umweg gelaufen bin, befinde ich mich nun auf dem richtigen Weg.

Im Grunde ist Verlaufen eigentlich unmöglich, da der Jakobsweg perfekt markiert ist und man sich nur verkäuft, wenn man träumt und einen Hinweis übersieht.
So erreiche ich schon sehr bald das Dorf Grésin mit einer hübschen Kirche, die 1869 geweiht wurde.

Es ist ein herrlicher Platz für eine kurze Rast, denn es gibt einen Brunnen, ein öffentliches WC, Bank und Tisch.
 Silvia und Michaela, meine derzeitigen Mitpilger, treffen auch ein und statten der Kirche einen kurzen Besuch ab.

Nach nur 30 weiteren Minuten erreichen wir gemeinsam schon den nächsten Rastplatz, der zu einer Einkehr einlädt. Es handelt sich hier um eine Art Schuppen, in typischen Lehmbaustil, in dem ein Tisch mit Wasserkocher, Dosen mit lößlichem Kaffee, Teebeuteln, Zucker und Milch untergebracht sind. Pilger können sich hier selbst bedienen und werden gebeten, die Bezahlung in eine kleine Dose vorzunehmen. Man kann dort auch Jakobsmuscheln und Wallnüsse kaufen. In dieser Gegend werden viele Wallnüsse produziert.
 Nach dieser 2. gemütlichen Rast machen wir uns nun ernsthaft auf den Weg. Wir gehen wieder jeder sein Tempo für sich und verlieren uns bald aus den Augen.

Der Weg ist recht unspektakulär. Es geht viel auf asphaltierten Wegen durch Felder, Wiesen und Weiden.
Vor der Stadt Les Abrets verlasse ich den Jakobsweg, um auf dem Campingplatz "Le Coin", in Vérou eine Unterkunft zu bekommen.

Tagsüber hat es nicht geregnet, aber dennoch ziehe ich es vor, mir den angebotenen kleinen Bungalow zu mieten. Kostet 30 € und ist mit einem elektrischen Radiator prima zu heizen. So kann ich meine Kleidung mal durchwaschen und über Nacht trocknen. Kaufe mir an der Reception noch 3 Flaschen Heinecken und entspanne in meinem kleinen Garten.






















7. Tag
12.04.2012 Vérou - Le Pin


 


Hatte eine ruhige Nacht und nehme auf dem Campingplatz noch ei Frühstück ein, bevor ich mich auf den Weg mache.

Bis Les Abrets ist es nicht weit. Doch dieser Ort ist mir sofort unsymatisch, empfängt er mich doch stinkend, lärmend und häßlich. Die durchgangsstraße ist verstopft mit LKW und PKW. Es riecht nach Abgasen und nimmt mir den Atem. Also, so mein Gedanlke, nix wie weg von hier.

Am Friedhof setze ich mich eine Weile auf eine Bank und nehme einen kleinen Imbiss zu mir. Und schon bin ich raus aus diesem Ort und wandere dan ruhig durch Laubwälder. Teilweise steil bergan, nach Le Pin. Auch Viehweiden und Lichtungen am Wegrand begleiten meinen Weg.

Le Pin empfängt mich gegen 16:00 Uhr nicht lärmend und stinkend, dafür aber mit dem ersten Regen heute. In der ersten Bar am Ort, direkt an der Kirche trinke ich - schon fast obligatorisch - meine zwei Gläser Bier und erkundige mich bei der Wirtin nach Unterkünften am Ort. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat das Chambre Hotes Claude Rouge geschlossen und das Accueil jacquaire von Roland Meunier nicht erreichbar.

Ich beschließe von unterwegs noch einmal bei Roland Meunier anzurufen, denn die Unterkunft liegt noch etwa 2-3 km weiter auf meinem Weg. Auf halbem Wege dorthin allerdings, hält neben mir ein kleines grünes Auto und der Fahrer spricht mich an, ob ich derjenige sei, der ein Zimmer für die Nacht sucht. Ich bestätige das und fahre mit M. Meunier zu seinem Haus. Ich komme hier hübsch unter und treffe auch Michaela und Sivia wieder. Sie hatten reserviert.
Abends sitzen wir mit dem Ehepaar Meunier zusammen und erhalten gegen 19:00 Uhr ein lecker Essen. Ich hau ordentlich rein, denn tagsüber habe ich nicht viel zu mir genommen.



8. Tag
13.04.2012 Le Pin - La Côte Saint-André

Es hat die Nacht über geregnet und auch heute morgen tröpfelt es immer noch ein wenig. Na, mal abwarten, wie es sich noch entwickelt. Erst einmal sind wir für 08:00 Uhr mit unseren Gastgebern zum Frühstück verabredet. Das übliche Baguette-Brot mit Butter und selbstgemachter Konfitüre. Als speziellen Brotaufstrich wird uns einer aus Maronen angeboten. Echt lecker, fast wie Honig.
Nach dem Frühstück gehen die Augsburger Damen und ich getrennt los. Es geht in einem Rutsch die ersten 10 km bis nach Le Grand Lemps.

Gleich zu Beginn ziehe ich an zwei französischen Pilgerinnen vorbei und treffe später auf Anne, aus Fribourg (CH). Wir laufen in etwa das gleiche Tempo und wandern eine Weile gemeinsam. Le Grand Lemps erreichen wir gegen 11:00 Uhr. Es ist Markttag - reges Treiben herrscht im Zentrum des Ortes. Wir kaufen uns Tabak und machen es uns vor einer Bar, am Rande des Marktes, gemütlich. Es ist wider Erwarten trocken geblieben und wir genießen die Athmosphäre.

Nach etwa einer halben Stunde gesellen sich noch Michaela und Silvia zu uns, die beabsichtigen heute ihre Pilgerreise zu beenden und mit dem Bus oder der Bahn nach Lyon fahren wollen. Doch bevor sie sich nach Busverbindungen erkundigen, setzen sie sich noch eine Weile zu mir und Anne.
Nach unserer Rast geht es weiter. Es geht zügig und landschaftlich unspektakulär voran. Anne und ich gehen mal gemeinsam, mal getrennt, wanz wie unser jeweiliger Lauf-Rhytmus es mag.
Ich passiere jede Menge Gehöfte auf dem Weg, was den Vorteil hat, daß ich mich bei einsetzendem Regen gleich mal unterstellen kann.

Gemeinsam erreichen Anne und ich gegen 16:30 Uhr den Ort La Côte Saint-André. Diese Stadt ist mit seinen ca. 5.000 Einwohnern einer der größten Orte an der Via Gebennensis. Wir fragen uns nach dem Hotel-Restaurant de l´Europe durch und nehmen dort Quartier für die Nacht. Inkl. Diner am Abend und petit déjeuner kostet das ordentliche Einzelzimmer 50 €. Wir beziehen die Zimmer und machen, jeder für siche, eine Stadtbesichtigung. Ich kaufe mir noch einige Vorräte für die kommenden Tage ein und schlendere durch den Ort.

Zum Abendessen wird uns schmackhaft aber ungewöhnlich - finde ich - Eisbein mit Sauerkraut und Fleischwurst serviert. Weiterhin gibt es noch ein Fischgericht, Käseplatte und Dessert. Ich war soooo satt anschließend.

9. Tag

14.05.2012 La Côte Saint-André - Ravel

 Zu Beginn der Etappe geht es die ersten 10 km recht flott voran nach Faramans. Durch Wiesen und Felder führt der Weg beschaulich über eine beschauliche Ebene. Allerdings ist es bedeckt und nieselt leicht. Ich erreiche die Wassermühle Pion Gaut, die in einer für diese Gegend typischen Weise gebaut ist - hier vorkommende große "Kieselsteine" werden ins Mauerwerk verarbeitet und verleihen den Gebäuden ein typisches Muster.


Nach einer Rast und einem Café in Faramans geht es dann weiter durch Wälder und blühende Rapsfelder. Es regnet nun etwas heftiger und ohne Unterlaß. Über die hohe Ebene, auf der ich mich befinde, bläst ein kühler und steifer Wind.

In Pommier-de-Beaurepaire ist die schöne Eglise St-Romain zu bewundern,d ie ebenfalls im typischen Baustil errichtet wurde und durch zahlreiche hübsche Bleiglasfenster beeindruckt. Erbaut wurde die Kirche ab 1088.
Während einer Rast auf einem Waldweg treffe ich wieder auf Anne, mit der ich immer wieder einen Teil des Weges gemeinsam gehe. Wir rasten im Nieselregen auf Steinblöcken. An einem Baum gelehnt steht eine Steinplatte mit Jakobsmuschel und Pilgerstab.


Wir beschließen uns in Revel gemeinsam ein Quartier für die Nacht zu suchen. Den Weg dorthin gehen wir getrennt.







Revel ist ein ruhiger und schöner kleiner Ort, mit vielen alten, aber guterhaltenen, Häusern.
Im Dorf gibt es die Auberge-Restaurant L´Escapade, wo Anne sich vorab ein Zimmer reserviert hat. Ich komme ebenfalls unter und beziehe ein einfaches Zimmer mit Blick auf den Hinterhof. Toilette und Dusche sind auf dem Flur, aber das ist OK für mich. Inklusive Abendessen und Frühstück kostet das Ganze ca. 35 €.

Vor dem Abendessen mit Anne genieße ich die Atmosphäre am Tresen der Bar bei einem Bier und anschließend mehreren Ricard. Die Bar ist, wie fast überall in den Dörfern, ein beliebter Treffpunkt der Bewohner.

Das Abendessen ist lecker und der Vin Rouge süffig, sodass ich später eine gute Bettschwere habe und schnell einschlafe.



10. Tag
15.04.2012 Revel - Chavanay

Am Morgen fühle ich mich ausgeruht und frühstücke reichlich - wie immer weißes Baguettebrot mit Marmelade.
Es hat die ganze Nacht geregnet und tut es immer noch.Eigentlich kein schwieriger Weg heute, aber durch den Dauerregen sind die Klamotten und die Wege schnell aufgeweicht. Es geht auf Steinwegen durch die Wälder und auf Asphaltwegen durch die Felder.


Der Regen kennt keine Gnade, das Wasser füllt die Wege zu bächen und steht bis zu den Knöcheln in den Schuhen. Es ist kalt und meine klammen Hände sind vom kalten Wind ganz gefühllos und geschwollen. Auch der Poncho - ein Billigteil für 5 € - bietet keinen großen Schutz mehr. Durch das ständige Auf- und Absetzen des Rucksackes ist er an einigen Stellen schon aufgerissen.

Ich gehe nur noch rein mechanisch schritt für Schritt und würde gerne in Clonas Schluss machen für heute, bekomme aber keine Unterkunft. Das Hotel ist "complét". Also weiter bis nach Chavanay.

Nach heute 38 km finde ich dort ein Hotel für 46,50 € inkl. Frühstück. ALLES ist naß, auch meine Bücher und Papiere. Ich dusche, hänge meine Wäsche zum Trocknen auf und trinke Café und Bier in der Bar.
Am Abend gönne ich mir noch ein Menu im Restaurant des Hotels und gehe dann auf mein Zimmer, wo ich bis spät abends noch aus dem Fenster schaue, ob der Regen nachläßt. Tut er nicht.

Anne habe ich an diesem Tag nicht mehr wieder gesehen. Wer weiss, vielleicht hatte sie eine Reservierung in einem Ort vorher.




11. Tag
16.04.2012 Chavavay - Bourg Argental

Auch am Morgen immer noch Dauerregen, ohne Hoffnung auf Besserung. Meine Wanderschuhe sind noch sehr feucht und die Klamotten klamm, sodaß ich beschließe die heutige Etappe nach Bourg Argental mit dem Taxi zurückzulegen.





Um 10 Uhr kommt das Taxi und ich bedauere nicht, dass ich die Etappe auslasse. Ich denke mir: "du bist den Camino Francés gepilgert, über 800 km, warst stark und hast dir die Compostela redlich verdient, weil du weder Bus noch Bahn gefahren bist unterwegs". Da kann ich dann doch auf der Via Gebennensis mal ein wenig "schummeln".
In Bourg Argental angekommen (für 25 €) regnet es nicht mehr so stark und ich kann ohne Regenschutz die Stadt durchstreifen. Doch erst einmal besuche ich ein örtliches Café im Zentrum der 3000-Einwohner-Stadt und trinke zwei Café, checke meine Lage und suche in meinen Unterlagen nach einer geeigneten Unterkunft, die ich im Hotel Restaurant Le Relais finde. Ich mache mich dorthin auf den Weg und erhalte ein freies Zimmer im Hinterhof. Sehr sauber, ruhig und gut ausgestattet. Für abends reserviere ich einen Tisch für´s Diner.

Nachdem ich meinen Rucksack abgelegt und meine noch feuchte Bekleidung zum Trocknen aufgehängt habe, mache ich mich wieder auf den Weg in das Zentrum, um mich weiter umzuschauen und für den morgigen Tag zu planen.

Ein Blick in die Berge zeigt mir, daß dort Schnee liegt. Ich erkundige mich in der Tourist-Information nach den Wetterverhältnissen für die Etappe nach Les Sétoux und erfahre, daß die Passstrassen gesperrt sind und in den Höhenlagen mehr als 50 cm Neuschnee gefallen sind.
Das sind keine guten Aussichten für morgen. So stelle ich mich darauf ein, auch diese - laut Wanderführer schönste Etappe - nicht anzutreten.
Es gibt Busverbindungen über St. Étiennen nach Le Puy en Velay morgens um 8:39 Uhr, doch ob der Bus morgen verkehrt, kann man mir heute noch nicht bestätigen. --- Na toll.

Das Einzige, was mich noch abhalten könnte morgen mit dem Bus zu fahren wäre, wenn dann die Sonne vom Himmel strahlt. Doch daran glaube ich nicht so recht, zumal es nachmittags anfängt leicht zu schneien und die Temperaturen über 4° C nicht hinausgehen.



12. Tag
17.04.2012 Bourg Argental - Le Puy en Velay (mit Bus und Bahn)

Ich schöpfe Hoffnung, denn morgens herrscht strahlender Sonnenschein vor und ich ringe mit mir beim Frühstück, ob ich es doch wagen sollte nach Les Sétoux zu wandern. Es wären ja nur knapp 20 km heute.
Um 08:15 Uhr stehe ich an der Bushaltestelle und rufe im Gîte d'étape Le Combalou an, um mich noch einmal nach den Wetterverhältnissen und der Wegbeschaffenheit zu erkundigen. Man rät mir dringend ab, den Weg heute zu gehen, da am Vortag und in der Nacht reichlich Schnee gefallen sei und der GR65 schwer begehbar sei.
Somit ist die Entscheidung für mich gefallen und ich löse mein Busticket nach St. Ètienne, wo ich um 10:00 Uhr ankomme.

Am Bahnhof studiere ich die Fahrpläne und finde eine Bahnverbindung nach Le Puy en Velay um 12:52 Uhr. Somit könnte ich mein Ziel der Reise doch noch erreichen.


In einem Straßencafé am Bahnhof treffe ich auf Paul Eric, aus Kopenhagen, der die Via Podiensis ab Le Puy en Velay startet und bis nach Santiago de Compostela pilgern will. Wir trinken gemeinsam einen Café und fahren mit dem Zug nach Le Puy en Velay, wo meine Reise endet und seine Reise beginnt.

Nach einem ersten Barbesuch in Le Puy, wo Paul und ich eine Karaffe Rotwein leeren, machen wir uns auf Herbergssuche, da viele Pilger in der Stadt unterwegs sind und wir nicht vor ausgebuchten Herbergen stehen wollen.


Direkt am Jakobsweg, kurz vorm Ortsausgang, befindet sich der Gîte Capucins, modern und zweckmäßig in einem alten Gemäuer. Wir erhalten ein 5-Bett-Zimmer mit Dusche und WC für ca. 22 €.

Ich fühle mich richtig gut und bin erleichtert, mich für den Abbruch entschieden zu haben.
 Ich bin das miese Wetter, den Regen und den Wind leid und freue mich hier zu sein.
Paul und ich verbringen einige Zeit gemeinsam in der Stadt, trinken und essen und besichtigen die Kathedrale und die Kirche St. Michel. Die Marienstatue Notre-Dame-de-France ist leider durch ein Baugerüst nicht zu bewundern, aber die Stadt ist dennoch sehr beeindruckend und sehenswert. Unterwegs treffe ich noch zwei Fahrradpilger aus der Schweiz wieder, die ebenfalls auf dem Weg nach Santiago de Compostella sind. Ich bin ihnen mehrfach begegnet und die Freude des Wiedersehens ist groß.
Ich entschließe mich am Abend - ich habe ja noch einige Tage Zeit - zwei bis drei Etappen der Via Podiensis zu gehen um so einen schönen Abschluss für mich zu finden.

Von der terrasse der Herberge habe ich am Abend einen schönen Blick auf die beleuchtete Kathedrale von Le Puy en Velay. Ich bin rundum zufrieden, bin froh heute hierher gekommen zu sein. DAS war ein schöner Tag.






13. Tag
18.04.2012 Le Puy en Velay - St. Privat d´Allier (Via Podiensis)

Am Morgen gehe ich mit Paul Eric (aus Kopenhagen) noch einen Café in der Altstadt trinkenund mache mich gegen 09:30 Uhr auf den Weg.

Aus der Stadt ist man schnell heraus und es geht moderat aber permanent bergauf. Am Beginn des Anstieges zeigt eine Hinweistafel an, daß es von hier aus "nur" noch 1.698 km sind. Während ich auf der Via Gebennensis ab Genf mehrere Tage auf meine erste Begegnung mit Pilgern warten musste, sieht es auf der Via Podiensis schon anders aus. In der Stadt trifft man Pilger an jeder Straßenecke, auf jedem Platz. Zu Beginn der heutigen Wanderetappe ziehe ich bereits an etwa 10 Pilgern vorbei.

 
Die erste Kaffeepause lege ich bei der kirche des heiligen Christphorus, in St. Christophe sur Dolaison, ein. Sie stammt aus dem 11. Jh. und ist aus Vulkangestein gebaut.






Hier gibt es eine nette Café-Bar.

Der weitere Weg führt stetig aufwärts, wirkt aber weniger anstrengend, da die Landschaft und das Zusammentreffen mit anderen Pilgern reichlich Abwechslung bietet.

Unterwegs treffe ich während einer Rast immer wieder Paul Eric, gehe mal ein Stück Weg mit Rüdiger und treffe eine Japanerin, namens Keiko.

Die Dörfer und Weiler, die auf dem Weg liegen, sind schön, verwinkelt und alt. Alles wirkt etwas derbe und sieht nach hartem Lebensalltag der Bewohner aus.
Montbonnet ist eines dieser Dörfer. Mit einer kleinen romanischen Kapelle
Saint-Roch à Montbonnet, aus dem 10. Jh. und einer Bar, die gerade passend für die letzte Rast vor St. Privat d´Allier daherkommt. 
 
In der Bar St. Jacques kehren Paul und ich ein und genehmigen uns Café und zwei Gläser Bier, sowie eine Microwellen-Pizza. Es herrscht ein stetes Kommen und Gehen von Einheimischen und reichlich Pilgern.
 

Vor St. Privat d´Allier geht es noch einmal bis auf ca. 1.200 m hoch - mit tollen Blicken ins Tal des Flusses Allier. Es regnet bzw. schneit heute nicht mehr, aber in der Ferne sind schneebedeckte Berge zu erkennen und in den Höhenlagen ab 800 m stoße ich noch auf Schneereste auf dem Weg. Die Landschaft ist nach wie vor einzigartig.

Im Ort St. Privat d´Allier selber gibt es eine sehr gute und moderne (Jugend-) Herberge in altem Gemäuer. An der Reception ist einiges los. 5-6 Pilger melden sich an und wir reihen uns ein. Obwohl wir nicht reserviert haben, erhalten Paul, Rüdiger und ich problemlos ein 4-Bett-Zimmer, welches wir zu dritt nutzen können.


Am Abend "versacken" Paul, Rüdiger und ich in einer der beiden örtlichen Bars. Wir essen gut zu Abend, trinken als Apperitiv Ricard, zum Menue einen Rotwein und als Digestiv einen Schnaps. Anschließend sitzen wir noch an der Bar und unterhalten uns mit den "Eingeborenen", die sehr aufgeschlossen und freundlich sind. Trotz mäßiger Französischkenntnisse ist es ein unterhaltsamer Abend und wir trinken noch einiges mehr, bevor wir uns gegen 22:30 Uhr dann doch zu Bett begeben.


14. Tag
19.04.2012 St. Privat d´Allier - Saugues

Gott sei Dank verspühre ich keine Nachwirkungen des feutfröhlichen Abends gestern und schaffe es, die Herberge gegen 09:00 Uhr zu verlassen.

Es geht gleich wieder in die Berge hinauf und bald wieder hinab nach Monistrol. Zuerst wandre ich viel durch Wald und an Lichtungen entlang, später auf kleinen Straßen Richtung Saugues.
 





Das Landschaftsbild ist super beeindruckend, mit der Via Gebennensis nicht zu vergleichen. Die Vulkanlandschaft um Le Puy weicht einer Hochebene mit Granitgestein.

Ich passiere den Ort Rochegude, mit einer uralten Kapelle und der Ruine eines Wehrturmes. Ein toller, abwechslungsreicher Weg durch eine bezaubernde Landschaft. 

Ich bin total happy, daß ich diese Etappen noch laufe, am Ende meiner Pilgerreise. Auch die Gesellschaft der Mitpilger empfinde ich als sehr angenehm. Sie sind da, wenn ich Gesellschaft haben möchte und ich bin alleine, wenn ich in Ruhe den Weg genießen möchte.


Hinter Monistrol d´Allier ist die in den Felsen gebaute Chapelle de la Madeleine zu bestaunen.
Und dreht man sich dann um, hat man den Blick in das Tal des Flusses Alliers und sieht den Ort noch einmal von oben. Steil geht es teilweise über Treppenstufen hinauf nach Escluzel.










In Rognac, dem letzten Dorf vor Saugues, sehe ich die Statue eines modernen Pilgers und eine Garage, in der sich ein "Café" befindet. Draußen stehen Steinbänke und ich fühle mich zu einer kleinen Rast eingeladen. In der Garage werkelt ein alter Mann im Rollstuhl irgendetwas. Er unterbricht seine Arbeit und gibt mir ein Flaschenbier, mit dem ich mich auf eine der Steinbänke setze.
 
 Weit ist es nun nicht mehr zum Endpunkt dieser Etappe, doch einige schwierige Passagen sind noch zu überwinden - z.Bsp. mich solchen Pilgerkarren. Diese werden an den Hüften in Schlaufen gehängt und können so anscheinend ganz prima gezogen werden (rückenschonend).


Ich bin noch einmal auf ca. 1.000 Meter Höhe angelangt und genieße einen herrlichen Blick in die umliegende Gegend.



Saugues liegt nun direkt vor mir im Tal und nach einem steilen Abstieg erreiche ich die Stadt gegen 16:30 Uhr.  Paul Eric habe ich unterwegs verloren und beziehe alleine mein Quartier in einer gut ausgestatteten großen, modernen Art Jugenherberge.

Der Tour de Anglais. Der Bergfried einer ehemaligen Burg aus dem 14. Jahrhundert beherrscht die an schönen alten Häusern reiche Altstadt. Dutzende von Krähen nisten in dem alten Gemäuer.


In dieser Gegend trifft man nicht mehr so häufig auf Darstellungen und Figuren des Jakobus, dafür aber des Rochus. Er soll der Legende nach auf seiner Pilgerfahrt vielen Pestkranken geholfen haben und wird hierfür verehrt - wurde allerdings nie heiggesprochen.
Auf einem Berg außerhalb der Stadt trohnt die Notre Dame du Gévaudan gewaltig und unübersehbar über Saugues.


Im Zentrum der Stadt steht die  Stiftskirche Saint-Médard. Hier schlendere ich umher und freue mich an den schönen alten Gebäuden, die der kleine Altstadtkern aufweist.







Für den kommenden Tag plane ich meine Rückreise über Pe Puy und Lyon nach Genf, wo ich am 21.04. eine Reservierung mit der Bahn zurück nach Bremen habe.

In der Tourist-Information erhalte ich den genialen Tip mit einem Unternehmen zurück nach Le Puy zu fahren, das speziell Pilgergepäck und auch Pilger transportiert.
Ein Taxi z.Bsp. würde ca. 70 € kosten. Für die Fahrt mit dem Pilgerbus muss ich jedoch nur 20 € berappen. Prima --- Ich rufe dort an und verabrede mich am kommenden Nachmittag für die Abholung an der Tourist-Info.


15. Tag
20.04.2012  Saugues - Le Puy en Velay (Minibus)



Morgens verlasse ich die Herberge, lasse jedoch meinen Rucksack dort zur Verwahrung, da ich ihn ja erst am Nachmittag benötige.
Ich durchstreife die Stadt, trinke einige Café, beobachte das rege Treiben auf dem Wochenmarkt rund um die  Stiftskirche und den Wehrturm. So vertreibe ich mir die Zeit bis zur Abreise.

Der Kirchplatz, das Rathaus, eine Marienstatue, ein Rochus und Ladenlokale sind Stationen meine kleinen Stadtwanderung, die ich bis nachmittags etwas zwei mal absolviere.
Der Transporter, mit einigen Pilgern und ihren Rucksäcken, hält pünktlich vor der Tourist-Info und gabelt mich auf. Nach knapp einer 3/4 Stunde erreichen wir Le Puy en Velay, wo ich mich an der Gîte Capucins absetzen lasse. Dort hatte ich ja schon eine Nacht verbracht, vor drei Tagen.

Ich gehe noch einmal durch die Stadt, kaufe am Bahnhof Fahrkarten nach Genf und lasse ansonsten die Zeit einfach verrinnen.

Abends habe ich dann einen schönen Blick auf die Kathedrale von Ley Puy, neben der sich nach einem Regenschauer ein Regenbogen zeigt.
























16. Tag
21./22.04.2012 Le Puy en Velay - Bremen (Bahn)


Am Morgen dieses letzten Tages gehe ich in der Altstadt frühstücken und begebe mich anschließend zum Bahnhof zur Fahrt nach Genf. Leider etwas kompliziert, da mit einigen Umstiegen verbunden (schlechte Planung). Allerdings lerne ich so noch einige Bahnhöfe, wie  St. Etienne, Lyon und Bellegarde, wo ich teilweise längere Aufenthalte habe.

Je weiter es nach Norden geht, um so milder werden die Temperaturen. Der Himmel zeigt sich jedoch weiterhin grau in grau.
Es wundert mich nicht, daß es in Genf in Strömen regnet. Ich tausche 50€ in CHF und hoffe, daß dies ausreichend ist für den Abend in Genf, bis mein Zug gen Heimat um ca. 22:30 Uhr abgeht.
Die Stadt ist hölle teuer. So zahle ich in einer Bar in der Altstadt für ein kleines Bier (0,25l) 4,50 CHF und für ein kleines Sandwich mit Schinken/Käse 4,20 CHF. Da ist das Geld schnell verprasst.
In Basel habe ich dann leider noch einmal Aufenthalt von ca. 01:30 - 06:00 Uhr. Habe somit einen sehr schlechten Anschluss nach Deutschland gewählt.
Aber auch das stehe ich durch und freue mich, daß ich gegen Mittag des 22.04.2012 in Bremen ankomme und von meiner Liebsten am Bahnhof empfangen werde.

Ein Fazit der Pilgerreise kann ich heute noch nicht ziehen, da alle Eindrücke noch so frisch sind.
OK, das Wetter war mal wieder ein Knackpunkt und hat mir schwer zu schaffen gemacht. Aber auch solche Umstände gehören zum Camino. Wie heißt es so schön: "No Pain, no Glory".








2 Kommentare:

  1. Toller blog mit guten Infos und schönen Bildern. Danke. Will im Mai 2013 die gleiche Strecke laufen. Da ich in der Nähe von Bremen wohne würde ich mich über Infos per Telefon oder ein Treffen freuen. Almut

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  2. Danke für den tollen Bericht.
    Wir möchten diese Strecke ebenfalls gehen.
    Bis Genf haben wir es bereits geschafft.
    Dein Video zieht einen richtig auf den Weg…
    In dem Film ist eine Muschel an der Hauswand einer Confiserie zu sehen.
    Ist das in Genève? Hast Du vielleicht noch einen Tipp, wo diese zu finden ist?
    Vielen Dank und
    Buen Camino 🥾🎒

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